Deutscher Nachhaltigkeitspreis in der Schusslinie

Die Preise für nachhaltiges Wirtschaft sind nicht zu überblicken. Es gibt den Hans-Carl-von-Carlowitz Nachhaltigkeitspreis, den Green Product Award und Bundespreis Ecodesign, den B.A.U.M.-Umwelt­preis und Deutschen Umweltpreis, die PSI Sustainability Awards, den Gründerpreis Nachhaltigkeit, den Zeit Wissen Preis zur Nachhaltigkeit. Wie viele Preise es national und international geben dürfte, bleibt Spekulation. Ihr Zahl dürfte die Innovationspreise längst überholt haben. Als sicher kann gelten, dass der Deutsche Nachhaltigkeitspreis in der öffentlichen Wahrnehmung der renommierteste, jedenfalls der bekannteste und berühmteste Preis ist. In diesem Jahr wurde er zum 17. Mal in Düsseldorf in 20 Feldern und 100 Branchen vergeben. Dass der DNP heute so dasteht, dafür sorgten nicht zuletzt die Partner und Ehrenpreisträger, die dem Preis immer wieder eine große Bühne bereiten. Von Anfang an war das politische Berlin, kommunale Spitzenverbände, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaft­liche Organisationen und Forschungseinrichtungen mit von der Partie, aber auch das Show-Business präsent. Finanziert wird der Preis durch Sponsoren, Fördergelder des Bundes, den Verkauf von Karten für den Kongress und die Preisverleihungen sowie aus den Lizenzeinnahmen des Siegels.

Bereits vor zwei Jahren äußerte die Wochenzeitschrift „Die Zeit“ Kritik am Preis, auch mit dem Argument, dass „die Grundlage der Entscheidung geheim gehalten wird“. Ende November legte „Der Spiegel“ nach: „Wie seriös ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis?“ titelten die Hamburger.

In das gleiche Horn stieß jetzt u.a. Tina Müller, CEO der Weleda AG. Müller reiste kurzerhand aus Düsseldorf ab und begründete ihre Entscheidung mit den Argumenten: 1. Intransparente Organisation 2. Intransparente Kriterien 3. Kom­merzialisierung des Preises. Auch Alicia Lindner von Börlind verzichtete auf die zweifelhafte Auszeichnung.

Die Absagen haben eine neue Qualität. Erstmals fordern Unternehmen mehr Sein als Schein.