Beitrag vom: 7. Januar 2025

VEDES-Lotse Thomas Märtz im Ruhestand

Als der promovierte Wirtschaftswissenschaftler seinen Job bei einem großen Industrieunternehmen an den Nagel hing, um im Januar 1999 als Sanierer in Nürnberg „anzuheuern“, dürfte er sich seine Aufgabe leichter vorgestellt haben. Die stolze VEDES befand sich damals in erheblicher finanzieller Schieflage. Das ambitionierte Logistikprojekt Hörselgau, ein kaum noch zu überblickendes Geflecht aus Tochtergesellschaften, darunter auch Einzelhandelsgeschäfte, und anhaltende Verluste führten das Unternehmen an den Rand der Insolvenz. Dass die Sanierung dennoch gelang und die VEDES heute unbestritten der führende Dienstleister im Markt für Spiel-, Baby- und Freizeitartikel sowie arron­dierende Sortimente mit über 300.000 Artikel ist, verdankt die im Jahr 1904 von 14 Spielwaren­händlern gegründete Vereinigung Deutscher Spielwarenhändler (VEDES) nicht zuletzt den Sanierungs­arbeiten und zukunftsweisenden Entscheidungen des ehemaligen VEDES-Lotsen Dr. Thomas Märtz, der am 31. Dezember 2024 von Bord ging und 26 Jahre mit kühlem Kopf, emotionaler Intelligenz und ausgeprägtem Team-Spirit das VEDES-Schiff steuerte. Heute steht das Unternehmen mit einem Um­satz von 139 Mio. € (2023), sieben Tochtergesellschaften und rund 400 Mitarbeitern auf soliden Füßen.

Nicht alles, was in der Ägide des Vorstandsvorsitzenden auf den Weg gebracht wurde, gelang allerdings, aber bekanntlich liegt die Kunst des Gewinnens darin, dass man Verlieren nicht zur Gewohnheit werden lässt. So scheiterte zwar die 2005 mit einer Hildesheimer Verbundgruppe gegründete Toy Alliance, die eine Plattform für den gesamten Spielwareneinzelhandel bieten wollte – die Idee der Kooperation der Kooperationen scheint gerade heute aktueller denn je –, schon nach anderthalb Jahren aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die Ausrichtung. Mehr Glück war Dr. Thomas Märtz dann mit der EK Retail beschert. Aus dem einstigen „Wettrennen“ mit Spiel & Spass um die Pole Position bei Spielwaren entstand 2015 eine strategische Allianz in Form einer gemeinsamen Gesell­schaft, der ToyPartner VEDES/EK GmbH. Seit 2008 kooperiert die VEDES zudem mit duo schreib & spiel, einer Berliner Verbundgruppe, die traditionell stark im PBS-Segment ist.

Die größte Leistung bleibt jedoch, dass die VEDES nach der Sanierung wieder in der Spielwarenbranche die Benchmark für eine moderne Dienstleistungsplattform setzt – und ein essentieller Partner für die Spielwarenindustrie ist. Der Umzug in die Beuthener Str. war der erste Schritt in die erfolgreiche Neuausrichtung, der die Logistik optimierte und zugleich den größtem Showroom Europas für Spielwaren brachte. Ein weiterer Meilenstein war 2014 die Übernahme des operativen Geschäftes von Hoffmann Spielwaren, die zwar Kritik unter „Einzelhandelspuristen“ auslöste, aber die VEDES krisen­fester und leistungsfähiger machte. Heute ist das Geschäft ein wesentliches „Asset“, wie Thomas Märtz gerne sagt. Das Unternehmen erweiterte das Kundenspektrum im Großhandelsgeschäft, während es gleichzeitig das Geschäftsrisiko minimierte. Pure-Online-Player wie Lebensmittelhändler zählten nun ebenso zu den Abnehmern wie die traditionellen VEDES-Mitglieder. Die Platzierung einer Anleihe im Volumen von 25 Mio. € 2017 und die stille Beteiligung der BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH 2021, die das wirtschaftliche Fundament der VEDES-Gruppe stärkten, zählen zu weiteren Meilensteinen unter der Ägide von Thomas Märtz. Pünktlich zum Abschied von Thomas Märtz am 31. Dezember wurde die VEDES Anfang Dezember erneut zur Marke des Jahrhunderts ausgezeichnet. Der Ex-Lotse aus Fürth trug einen maßgeblichen Anteil dazu bei, dass die VEDES heute ein zentraler und nicht wegzudenkender Player in der Spielwarenbranche ist, der Handel wie Industrie ein breites Spektrum an Dienstleistungen bietet. Der DVSI sagt danke.